Weisheit to go
Immer wieder begegnet mir der Satz: „Liebe dich selbst, sonst kannst du niemand anderen lieben.“ Das bezweifle ich.
Mohntorte, Lissabon und meine Kinder liebe ich unentwegt. Jedoch mir gegenüber dürften die Schmetterlinge im Bauch einen Ausgang gefunden haben. Immer häufiger enden meine Selbstgespräche mit dem Satz: „Du hörst von meinem Anwalt!“. Ich behaupte, dass es jedem halbwegs reflektierten Mensch schwerfällt, sich ruhig vor den Spiegel zu stellen und nach einer halben Stunde der inneren und äußeren Selbstbetrachtung noch immer zu denken: „Wow!“. Das schafft man, nur wenn man männlich ist, Amerikaner, als Frisur ein totes Eichkatzerl am Kopf trägt und sich für das Präsidentenamt bewirbt. Ich glaube, um mich zu lieben, müsste ich mich weniger kennen. Und sich selber schön zu trinken, ist vermutlich der Leber nicht zumutbar.
Genau so fragwürdig: „In jeder Krise steckt eine Chance!“. Ein Satz, den ich als Kapitän der Titanic den Passagieren nicht zugerufen hätte. Manchmal steckt in der Krise auch nur eine Krise. „Sei einfach du selbst!“ Bitte nicht! Internetforen sind voll mit Menschen, die sich hinter Pseudonymen wie
Mifrogtjakaner74 verstecken und die Allgemeinheit mit ihrem authentischen Ich belästigen. Ich plädiere dafür, dass jeder Mensch sich einen inneren Außenminister hält, der die Botschaften aus dem Gehirn für den Mund vorstrafenfrei aufbereitet.
Übrigens, wenn ich mich nicht wasche, dann rieche ich authentisch. Ich vermute, mein Sitznachbar in der U3 ist mir dankbar, wenn ich mein authentisches Ich mittels Duschgel verberge. Wenn mir eine einzige komprimierte Weisheit im Leben wirklich weitergeholfen hat, dann diese: „Sorgen sind wie Spaghetti. Man macht sich immer zu viel davon.“
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