Viognier beim Grafen im Weinviertel

Die Flaschenpost widmet sich einem Exot im nördlichen Weinviertel: Der Rhone-Traube wurden bürokratische Hürden gelegt, aber sie hat sich gut eingelebt.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Das Rebsortenverzeichnis ist ähnlich streng wie die Sitzordnung bei einem Staatsbankett oder der Türsteher vom Berliner Klub Berghain. Im österreichischen Portfolio sind die „bodenständigen" Sorten mit dem Grünen Veltliner an der Spitze, besonders wichtig. Wer nicht angestammt, typisch, hier gezüchtet oder eine unumgängliche Weltsorte ist, kommt schwer rein. Oder muss seine Identität verschleiern und Besonderheiten geheim ausleben. Sorte, Jahrgang und schon gar nicht „Qualitätswein “ können auf der Flasche stehen. Das bleibt hierzulande 26 Weiß- und 14 Rotweinen vorbehalten. Maximilian Hardegg bescherte das einst eine Hürde. Er transferierte 1995 Viognier von der nördlichen Côtes du Rhône ins Weinviertel. Die Dichte am Gaumen und die exotische Fruchtigkeit der französischen Sorte haben es ihm auf einer internationalen Weinmesse angetan.

Viognier beim Grafen im Weinviertel

Der Viognier galt schon als fast ausgestorben. All das war dem Behördenstaat herzlich egal. Auf kurzem Amtsweg wurde das Ansuchen auf Auspflanzung abgelehnt. Ein Schlupfloch fand sich in Zusammenarbeit mit der Bundeslehranstalt. Am Etikett heißt der Wein bis heute „V" und „Wein aus Österreich" (was unter Fachleuten irritierenderweise als„Wein ohne Herkunft" eingeordnet ist). „Viognier konnte eh keiner aussprechen", sagt der gräfliche Winzer schmunzelnd. Anders als die Beamten vermuteten, passt „V" recht gut in das kühle Klima und auf den Sandböden. Nur bei Frost zeigt der Franzose sein empfindliches Gemüt.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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