Versickern

Versickern
Mokieren und andere Wörter, die vergessen oder falsch verwendet werden
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

 

„Polizist mokiert Opfer“ kündete jüngst die Homepage dieser Zeitung, und das ist (abgesehen vom Anlass: ein Polizist machte sich über ein Unfallopfer lustig) schön. Weil das Wort mokieren aus der Versenkung geholt wurde. Dass man sich nur über etwas mokieren kann, kann ja in einem zweiten Schritt sickern.

Es versickern nämlich viel zu viele wunderbare Wörter: Fisimatenten oder Spompanadeln sind nicht Gemüse oder Bakterien, sondern Unfug und Schwierigkeiten. Saumseligkeit ist kein Glückszustand, sondern absichtlich langsames Tun. Wird einem ganz blümerant, dann ist einem flau bis übel. Wer verspürt heute noch Harm (Schmerz, Gram) oder genießt Labsal (Linderung, Erfrischung)? Der Bandsalat ist weg, weil’s keine Audiokassetten mehr gibt, der Isegrim ist weg, obwohl’s so viele Wölfe gibt.

Und wenn jetzt jemand dem Autor dieser Zeilen sagt, was alteriert er das Vergessen schöner Wörter: Auch alterieren kann man sich nur über etwas, bitte um Pardon.

andreas.schwarz@kurier.at

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