Der Herr Knödel und das Knödel-Wissen

Warum Knödel zu den heftigsten Diskussionen führen. Welcher Artikel ist denn nun eigentlich angemessen? Und welcher Teig?
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Kaum eine Nebensächlichkeit führt redaktionsintern zu so heftigen Diskussionen wie Knödel. Geht es um diese Köstlichkeit, ziehen Kollege Hofer und ich uns stets die Rüstungen für einen Wettstreit an, hinter uns versammelt sich in zwei Lagern das Redaktionsvolk, wobei ich zugeben muss, dass mein Lager kleiner ist als das des Hofers.

Der Aufwärmkampf dreht sich immer um den Artikel. Hofer, ein Mann von hinter dem Semmering (wie ich als Wiener sagen würde: aus den Bundesländern), besteht auf dem Maskulinum und sagt daher „der Knödel“. Ich bestehe auf „das Knödel“ – wohl wissend, dass ich im Argumentationsgefecht einen schweren Stand habe: Sowohl der Duden als auch das Österreichische Wörterbuch bestehen auf der. Und selbst im Wienerischen stand das Knödel an sich immer für „Geld“. Aber, und damit setze ich nach langem Herumfechten manchmal doch noch einen Stich: Diese umgangssprachliche Finesse hat sich aus meiner Sicht in der Bundeshauptstadt in der Alltagssprache festgesetzt. Wer bitte würde sagen: „Gib mir noch einen Serviettenknödel“? Man sagt schlampert, wie wir Wiener eben sind: „Des is a guats Knedl“ und nicht „Der is a guter Knödel.“ Ja, das ist eine wackelige Beweisführung, aber lassen Sie mir das bitte.

Natürlich fällt in diesem sinnlosen Wettstreit irgendwann immer der Hinweis auf regionale Herkunft (und damit Deutungshoheit) – besonders die Redaktions-Oberösterreicherinnen und -Oberösterreicher (darf man in Oberösterreich eigentlich noch gendern oder kommt man da schon auf den Scheiterhaufen?) bestehen immer auf Ihrer Heimat als Knödel-Ursprung. Eine Behauptung, der jeder Bayer und Tscheche widersprechen würde, das Knödel hat viele Väter, also eigentlich viele Mütter, aber ich will nicht schon wieder auf den Scheiterhaufen. Irgendein gewitztes Kerlchen wirft an dieser Stelle – zur Entlastung der angespannten Situation – meistens ein, dass es ja woanders auch Knödelartiges gibt, Dumplings etwa. In der Ablehnung dieser unqualifizierten Randbemerkung versöhnen sich der Hofer und ich meistens wieder ...

... zumindest bis zum Spätfrühjahr, wo dann wieder die Frage zu diskutieren sein wird, ob Obstknödel nun besser mit Topfen- oder Erdäpfelteig zu machen sind.

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