Einmal höchstes Niveau, aber bitte in billig!
Urlaubs- und Reisestatistiken können verwirrend sein und Dramen auslösen, wie diese Woche in Italien zelebriert. Zuerst eine Studie mit der pompös-bedrohlichen Aussage: Die Gästezahlen an den Stränden liegen um bis zu dreißig Prozent unter jenen des Vorjahres, jammerte der Strandpächter-Verband Assobalneari, mamma mia! Aber geh, antwortete die Politik, die sich nichts schlechtreden lassen wolle (auch nicht das, was halt schlecht ist) und konterte mit offiziellen Zahlen: Im Juni seien über einundzwanzig Millionen Ankünfte verzeichnet worden, genau plus zehnkommazwei Prozent zum Vorjahr. Detto Juli (vierundzwanzig Millionen, plus viereinhalb Prozent).
Che confusione!
Es folgte ein Verbalorgie: Die Assobalneari seien selber schuld, weil sie ihre lettini (Strandliegen) und ombrelloni (Sonnenschirme) ein bisserl teuer vermieten würden, im Schnitt habe man dreißig Euro pro Tag für zwei Liegen mit Schirm ermittelt, Spitzenwert: knapp hundert Euro. Ja eh, konterten die Strandler, aber das sei nicht der Grund, sondern: Die Leute bleiben kürzer (was die gestiegenen Ankünfte auch erklären würde), weil sie sich sowieso nix mehr leisten könnten, politica di merda! Außerdem fahren sowieso alle lieber in die montagne, weil es so heiß am spiaggia ist, clima di merda!
Aus all dem Hickhack drang eine Botschaft: Die Italienerinnen und Italiener machen immer weniger Urlaub im eigenen Land, weil es ihnen zu teuer ist. Das ist interessant, weil bei uns auch immer wieder zu hören. Der Satz „Österreich ist so teuer, da kann ich gleich ans Meer fliegen“ ist öfter zu hören als das Stöhnen unter der Hitze. Ich finde ihn allerdings komisch.
Weil: Warum auch nicht?
Österreich gehört (so wie Italien) zu den meistbesuchten Ländern der Welt. Dazu kommt, dass sich bei uns ein Qualitätslevel im Tourismus – Hotellerie wie Gastronomie – etabliert hat, der weltweit zu den allerbesten gehört. Lebensmittel, Bettmatratzen, Service, Programmangebot, Sicherheit, medizinische Betreuung im Notfall, ... in welchem Urlaubsland würde es das alles in höherer Güte geben als in Österreich (ex aequo mit anderen natürlich)? Eben. Ist es daher nicht logisch, dass der Urlaub bei uns kostet?
Richtig ist aber: Uns ist beim Immerbesserwerden die Vielfalt ein wenig abhandengekommen. Unter Vierstern gibt es immer weniger, Fremdenzimmer und Frühstückspensionen wurden rar, günstige Alternativen wie etwa Jugendherbergen kamen nur vereinzelt nach. Das wird dazu führen, dass zwar weiterhin viele kommen, aber eher internationales Publikum als die Heimaturlauber.
Capito?
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