Temperamente
Die Empörung von Corona-Fans (Bier!) über einen Text hier („Das ist kein Bier. Das ist eine Zumutung“) wird nur übertroffen von der über die Formulierung „... hat Schlange gestanden“ – sind gestanden, müsse es heißen. Es sei denn, der Autor stamme von, Gott möge abhüten!, nördlich des Weißwurstäquators.
Der Autor verrät jetzt nicht, wo die andere Hälfte zu seinen Wiener Wurzeln liegt, nur so viel: Die verbissen-humorbefreite Trennung der Idiome des Deutsch-Deutschen und des Österreichischen ist seine Sache nicht. Gut, „lecker“, „Abitur“ und „eine Eins“ muss nicht sein. Aber „Erdäpfel“ statt „Kartoffel“ , „Paradeiser“ statt „Tomate“ etwa – schon westlich der Enns versteht das keiner mehr.
Beim Stehen/Sitzen indes hat Karl Kraus schon recht: „Dass der Österreicher gesessen ist, während der Deutsche auch in diesem Zustand nicht müßig war, sondern gesessen hat, bezeichnet den ganzen Unterschied der Temperamente.“ Das Gemütliche lassen wir uns halt nicht nehmen, gelt?
andreas.schwarz@kurier.atx
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