Sonne aus der Flasche

In der neuesten Flaschenpost geht's um Weinsynästhesie oder die Frage, woher ein sonnengelber Aromenblumenstrauß kommt.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Kann ein Wein, der wie eine Zahl heißt, schmecken wie eine Farbe? Eine Art Wein-Synästhesie dürfte meine Sinnesebenen vermischen, denn ich denke an sattes, strahlendes Sonnengelb, wie man es im Kindergarten in die Ecke des A4-Blattes malt, als ich den „1958“ verkoste. In der Nase weckt er einen ganzen Blumenstrauß an Assoziationen: Mandarinen, Kumquat, Nektarinen, Lilienblüten, Wachs, eine Spur Wiesenhonig, Salzmandeln. Alles Mögliche fällt mir da ein. Da hat ja jeder seine eigenen Aroma-Ideen. Die Zahl aber weist auf das Auspflanzungsjahr hin: Schon seit 62 Jahren stehen am Strasser Wechselberg die Veltliner-, Neuburger- und Rieslingstöcke. Der dazugehörige Winzer, Martin Arndorfer, ist ein experimentierfreudiger Tüftler.

Sonne aus der Flasche

Holzkontakt hat bei den meisten seiner Weine eine Bedeutung, aber keine Übermacht. Weil er die Oberfläche in der Fassform ideal findet, arbeitet der Winzer viel mit barriqueähnlichen Fässern aus Edelstahl. In Arndorfers „Edelstahlbarriques“ passen 284 Liter. Mit kleinen Chargen lässt es sich gut jonglieren sprich cuvéetieren. „Jedes Fass ist eine eigene Gewürzkomponente für den gesamten Wein, obwohl der Most ursprünglich vom gleichen Weingarten kommt“, glaubt der Kamptaler. Außerdem findet er: „Man soll nicht beim vollen Glas verdursten, sondern mehrere Glaserl bekömmlich genießen können“. Das ist bei dieser Sonne und 11,5 Volumprozent überhaupt keine Schwierigkeit.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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