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Joesi Prokopetz
Viele Männer leiden unter Caligynephobie, der Angst vor schönen Frauen.
So mancher durchaus attraktive Mann ist mit einer Partnerin liiert, die nicht so ganz dem gängigen Schönheitsideal entspricht; es wird dann gesagt: „Na ja, die Geschmäcker sind verschieden.“ Dabei hätte er immer wieder Gelegenheit gehabt, sogenannte schöne Frauen kennenzulernen, allein: Eingeschüchtert von berückender weiblicher Schönheit blieb sein Mund verschlossen.
Es gibt jedoch – so berichten Womanizer – eine recht einfache Strategie, die Aufmerksamkeit schöner Frauen zu wecken. Nein, nicht etwa durch blumig-poetische Komplimente oder gar Lobhudeleien ihrer Makellosigkeit, denn das bekommt die Schöne ständig zu hören und langweilt sie, sondern gerade durch das Gegenteil!
Der gewiefte Frauenheld sucht sich listig irgendetwas im Äußeren der Dame, mit dem sie selbst nicht zufrieden sein könnte. Zum Beispiel – noch nicht aufgespritzte – Lippen, die wie zwei langweilig schmale Striche – zwar üppig überschminkt – beim Blick ins perfekte Antlitz irritieren. Dann muss man nur mit kaum maskiertem Mitleid etwas sagen wie:
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten ... Ihre Lippen ...
„Wieso? Was ist mit meinen Lippen?“
Und dann im Tonfall eines erfahrenen Internisten: „Ulcus-Lippen. Ein schmaler, ein zusammengekniffener Mund deutet häufig auf Magenbeschwerden hin oder auf verdrängtes seelisches Leid.“
Zack! Volle Aufmerksamkeit!
Männer, im Gegenzug, mit deren Äußeren sich so gar kein Staat machen lässt, weisen oft dreist auf ihre „innere Schönheit“ hin. Was eine schlagfertige Blondine in einem Wiener Espresso zu einem lästigen Galan sagen ließ: „Waßt wos, Bester, lass’ di wend‘n.“
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