Augen zu und durch

Um drei Uhr früh lautet auf Google eine der häufigsten Suchanfragen: „Warum kann ich nicht einschlafen?“ Einer der ersten Tipps lautet: „Hören Sie auf zu googeln!“
Die moderne Schlafforschung empfiehlt, aus dem Schlafzimmer so ziemlich alles zu entfernen. Außer vielleicht das Bett. In diesem Zusammenhang zitiere ich gern den US-amerikanischen Schauspieler Groucho Marx: „Alles, was nicht im Bett getan werden kann, ist es ohnehin nicht wert zu tun.“
Als Jugendlicher war ich ein begnadeter Schläfer. Ich beherrschte die Fähigkeit, mich stehend in der Straßenbahn am Haltegriff festzuhalten und einzunicken. Ganze Vormittage fuhr ich mit der 41er Straßenbahn im Kreis. Dass man im Schlaf lernen kann, beweist, dass ich bis heute alle 18 Stationsnamen auswendig kann. Es gab eigentlich nur ein einziges Wort, welches mich dann doch zum regelmäßigen Schulbesuch motivierte. Fahrscheinkontrolle. Über die Jahre hat sich mein Schlaf zur Diva entwickelt. Derzeit überziehe ich für ihn regelmäßig eine 9-Zonen-Komfortmatratze, platziere für ihn einen Seitenschläferpolster und bedecke meinen Körper sogar mit einer neun Kilo schweren Therapiedecke. Der erzähle ich nicht nur meine Probleme, sondern deren Gewicht verhindert, dass ich mich in von Albträumen geplagten Nächten ständig wälze. Natürlich könnte ich mir auch einen kleinen Bernhardiner auf den Rücken legen, aber die Therapiedecke hat den Vorteil, dass sie weder sabbert, noch Gassi muss. Mir wurde auch eine Schlaf-App empfohlen, die mich über den Zeitpunkt der optimalen Nachtruhe informiert. Gestern blinkte um 18.32 Uhr am Handy-Display zum ersten Mal der Befehl „Sleep now“ auf. Sofort wurde mir unheimlich, was das Internet wirklich über mich weiß. Ich stand nämlich gerade in der Straßenbahn.
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