Schämen
Kaum vom Kurzurlaub zurück und voll der Flugscham (die wurde, Sie erinnern sich, zu Greta-Zeiten diktiert), müssen wir uns schon mit dem nächsten schlechten Gewissen beschäftigen: In Pandemiezeiten haben viele Menschen das Home zum Castle und den Garten zum Freibad samt neuem Pool gemacht – aber jetzt, bei knappem Wasser, fragte jüngst die sonst seriöse Süddeutsche Zeitung: Wie lebt sich’s so mit der Poolscham?
Teufel, wie haben wir überhaupt so lange ohne Scham (und Scham-Diktat) gelebt? Ohne Flugscham beim Reisen und ohne Fleischscham beim Sonntagsbraten? Ohne Christbaumscham, wo doch die Wälder sterben, und ohne kulturelle Aneignungsscham, wenn wir indisches Curry essen?
Und wo bleibt die Geschlechterscham, wenn man Mann oder Frau, aber nix dazwischen ist? Irgendwann kommt die Atemscham (die Luft gehört dem Klima), und dann sperren wir den Planeten zu. Blöd nur: Dann ist keiner mehr da, dem man vorschreiben kann, sich zu schämen..
andreas.schwarz@kurier.at
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