Schämen (2)
Weil wir gestern von Scham sprachen, die uns gerne von moralisch aufrechten Zeigefingern diktiert wird (Flugscham wegen des Klimas, Poolscham wegen der Trockenheit): Zu schämen hat sich ohnehin jeder, der nicht an die Apokalypse glaubt.
Weil: Corona, Krieg und Klima zeigen, wo’s langgeht. Wer die Zeichen des Untergangs noch nicht sieht (und keine Lust an ihnen verspürt), dem helfen schnappatmende Boulevard-Blätter auf die Sprünge: Quallen und Haie vor allen Stränden, halb, nein „ganz Europa brennt“, die Erde dreht sich immer schneller und laut neuesten Forschungen ohnehin aufs Aussterben der Menschheit zu.
Apropos brennt: In Griechenland, wohin’s mit Flugscham kürzlich ging, sind die Sommer zur Zeit kühler als früher. Und die Brände? „Nicht wegen der Hitze, sondern fast alle gelegt, wie immer“, sagt der Grieche.
Aber wozu mit Fakten die wohlige Lust am Gruseln zerstören lassen?
andreas.schwarz@kurier.at
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