Rote Vielfalt von „drenta da Donau“

Die Flaschenpost vermutet hinter dem Gemischten Satz Wiener Gemütlichkeit und Risikostreuung
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Wie in der Schulklasse: 21 unterschiedliche Persönlichkeiten – der Zimperliche, die Vorlaute, der Trödler, der Zurückhaltende, die Strebsame, die Kränkliche. Jeder Einzelne bringt etwas anderes mit. Robust, verspielt, duftig und kräftig ist dadurch der Gemischte Satz, wie die Familie Fuchs-Steinklammer einen macht.

Als einziges Weingut verarbeitet sie Trauben aus den südlichsten Lagen Wiens, wo die Mutter herkommt, und aus der nördlichsten Region, von wo der Vater abstammt, sagt Sohn Stefan Fuchs. Dort, direkt hinter dem Presshaus in der Stammersdorfer Kellergasse, hat er vor gut 25 Jahren, als Hommage an seinen Heimatbezirk Barbera neben Dornfelder, Merlot neben Zweigelt gepflanzt. Warum Gemischter Satz und die Bundeshauptstadt zusammengehören? Vielleicht lag es an der Wiener Gemütlichkeit, dass auf den kleinen Flächen einfach immer das nachgesetzt wurde, was gerade vorhanden war.

Rote Vielfalt von „drenta da Donau“

In Zeiten der Wetterextreme könnte so eine Risikostreuung an Wert gewinnen. „Gemischte Sätze sind robuster, und geschmackliche Veränderungen sind nicht so extrem. Auch bei Krankheiten sehe ich einen Vorteil. Sie breiten sich nicht so rasch aus“, sagt Stefan Fuchs.

Das wusste man schon vor 500 Jahren: „Dank der Vielfalt gibt es jedes Jahr Ernte“, meinte Olivier de Serres, Agrarberater von König Heinrich IV. In einem Jahr passt sich eine Sorte besser an, im nächsten die andere. Die wählerischen Rehe lieben übrigens nur eine: Sie naschen am Vernatsch, erzählt Fuchs.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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