Rosé ohne Schmäh

Die Learnings der 37. Flaschenpost? Geschlechterzuschreibungen sind unnötig und Rosé zu Beef Tartare ist möglich!
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Die 37. Flaschenpost und noch kein Rosé? So kann das nicht weitergehen! Als Campari getarnt glänzt jetzt also „Pia und die starken Männer“ im Glas. „Der ist cool! Wir sagen ,Männerrosé’“, erläutert Pia Strehn. Sie ist für die Vermarktung des gleichnamigen Familienweinguts, das eine tolle Rosé-Vielfalt herausbringt, zuständig. Cool ist er, das stimmt! „Männerrosé“ dürfte der böse Bruder von „Frauenmuskateller“ sein. Haha. Sinnvoll oder richtig sind diese Attribute nicht. Laut Sensorikern weisen Frauen zumindest ab der Pubertät ein besseres Riechvermögen auf als Männer, aber dass ihnen per se Weinsorten oder -typen schmecken, kann ich mir nicht vorstellen. Unsere Präferenzen für Geschmäcker, Gerüche und Flavours erlernen wir großteils im Laufe des Lebens.

Rosé ohne Schmäh

Nun zum eigentlichen Thema: Nein, Rosé ist kein Rot- und Weißwein-Gemisch. Entweder maischt man blaue Trauben und presst nach wenigen Stunden, sodass die Farbstoffe aus der Schale nur wenig ausgelaugt werden. Die hier angewandte Saignée-Methode (Saft von der Rotweinmaische abziehen, im Holz vergären) gibt dem Rosé Kraft und Macht – Eigenschaften, die allzu oft nur Männern zugeschrieben werden. Stoffige Struktur, Duft nach Weichsel, Flieder, am Gaumen Blutorange, Rhabarber-Erdbeer-Bowle. Top! Apropos Saignée, das etymologisch von „saigne“ (franz. bluten) kommt und übersetzt „Aderlass“ heißt: Der Wein passt zu Beef Tartare. Sagen Sie jetzt nicht, das sei ein Männergericht!

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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