Reisefieber ohne Pass

Das Reisen hat Queen Elizabeth II. in den letzten Jahren aufgrund ihres Alters drastisch reduziert.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Am 21. April wird die Monarchin 95, doch zum Feiern ist ihr wohl nicht zumute. Denn sie hat Ihren 99-jährigen Ehemann und Begleiter auf all‘ ihren Wegen, Prinzgemahl Philip, am vergangenen Samstag zu Grabe getragen.

Allein im ersten Jahr ihrer Thronbesteigung brachte es die Regentin auf 65.000 Flugkilometer, als sie auf sechsmonatiger Commonwealth-Tour (November 1953 bis Mai 1954) zwölf Länder besuchte. Das ist Vergangenheit, denn ein Staatsbesuch ist keine Pauschalreise, sondern harte Arbeit und verlangt nicht nur der Queen einiges ab: Ein Termin jagt den anderen, von morgens bis abends Händeschütteln, stets konzentriert wirken, Reden anhören und immer nur lächeln. Die körperliche Anstrengung ist dabei ebenso groß wie die geistige.

Eine kleine Entschädigung sind da die Gastgeschenke. Nur, was schenkt man einer Frau, die schon alles hat? Mit Sicherheit etwas Extravagantes, wenn es um den royalen Willkommensgruß geht. Die erhaltenen Präsente lagern im Kellergewölbe des Buckingham Palastes. Cowboystiefel made in USA, ein Fruchtbarkeitsthron, eine Gabe des Königs der Ashanti, dem mächtigsten Mann von Ghana. Ein überdimensionales Überraschungsei im Fabergé-Stil, eine Vase aus

14 Karat Gold, ein Corgi aus schwarzer Koralle gefertigt, Porträts und Miniaturstatuen der Queen. Nicht immer ist Ihre Majestät tatsächlich darauf zu erkennen.

Ein ungewöhnliches Geschenk brachte Chiles Präsident Sebastián Piñera bei seinem Staatsbesuch in London mit: ein besonderer Stein, direkt aus der Unglücksmine San José, in der 33 Bergleute vom 5. August bis 13. Oktober 2010 eingeschlossen waren und gerettet werden konnten.

Nicht gelagert: Die zahlreich überreichten Thunfisch- und Ananasdosen und Eier, Babyelefant Jumbo aus Kamerun, zwei Faultiere aus Brasilien und aus Österreich zwei Haflinger, die der Queen bei der Übergabe gleich einen Tritt verpassten. Doch ihr liebstes Stück soll eine Pfeffermühle aus Plastik sein. Sie hat die Form eines Kellners. Dreht man am Kopf, um zu mahlen, ruft die Figur: "Du brichst mir das Genick!"

Und das ist genau der Humor, den die englische Königin so liebt.

Kommentare