Pfui

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Wir hegen und pflegen zunehmend eine apodiktische Vernichtungskultur: die Vernichtung der anderen Meinung.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

 

Heute ist Tag der Toleranz, und es ist wie beim Tag des Apfels oder der Schildkröte: Bitte mehr davon (nicht Tage: Äpfel). Respektive sie hegen und pflegen (Schildkröten, Toleranz).

Allein: Das Gegenteil ist der Fall. Wir hegen und pflegen zunehmend eine apodiktische Vernichtungskultur: die Vernichtung der anderen Meinung. Austausch, Debatte, Diskurs, Abwägen der Für und Wider? – Fehlanzeige!

Das hat viel mit der Anonymität des Netzes zu tun. Dort kann jeder (s)ein Dogma reinrotzen, ohne Widerspruch reflektieren zu müssen. Im besten Fall wird dem Meinungs-Häretiker der Grips abgesprochen, das Dogma zu verstehen. Fliegen – pfui, weil Klima. Völkerball – pfui, weil menschenverachtend. Vermögenssteuer – pfui, weil links. Bargeld – pfui, weil rechts. Handke – pfui, weil Kriegsverbrecherfreund. Handke pfui-finden – pfui, weil nicht links ... – anderes gilt nicht. Geht’s auch differenzierter und entspannter? Aber dafür reicht ein Tag nicht.

andreas.schwarz@kurier.at

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