Paaradox: In bester Teegesellschaft

Aromarevolution: Wenn er dem Kaffee entsagt, ist sie als Missionarin gerne zur Stelle.

SIE

Seine  Majestät wünscht sich neuerdings eine Tasse Tee zum Frühstück. Der bisher  genossene  achtfache Espresso hat seine Magenschleimhaut irritiert, was den Mann nebenan in einen akuten Lebensmitte(l)krisenanfall stürzte. Die bittere Conclusio: Alt werd’ ich.  Meine Idee, seinen Espressoirrsinn im XL-Glas ein bisserl zu reduzieren, radierte er mit Killerphrasen aus unserem Dialog. Ergänzt um eine Lebensweisheit: Kaffee ist Sex aus dem Häferl.  

Wie Wasser

Als Auskennerin mit umfassender Teebeutelsammlung bot ich ihm schließlich ein Bouquet neuer Genussvarianten an: Sei stark-Tee, Fix & Foxi-Tee,  Nikolotee, Bauchwehtee. Meine Majestät verkostete: Das schmeckt alles wie Wasser mit kaum was drin.  Offenbar haben ihn die Espressi in ein Geschmackskoma versetzt, also startete ich die Suchaktion „Goldener Teebeutel“. Ich erstand fünf neue Sorten. Einen Zimt-Tee, zu dem er meinte, er sei ja kein Apfelstrudel. Einen „Natürlich immun“-Tee, zudem er nur sagte, er sei leider immun dagegen. Eine „handverlesene Keltenkräutermischung“, zu der er anmerkte, er sei (noch) kein Druide. Einen „Majoran-Fenchelmix“, über den er meinte, er könne ihn nur zu Schweinsbraten trinken. Und schließlich das Packerl  „Tapferes Bengelchen Tee“. Sieh an, da leuchteten seine Augerln: Super, jö, den nehm ich. Vermutlich hatte das weniger mit dem Geschmack als mit der Packung zu tun, auf der ein Ritter sein Schwert schwingt. Ganz sicher  träumt der Burgherr nebenan  immer noch still und leise von Rittern, Rüstungen und schönen Burgfrauen.  Darauf verwette ich ein Teelicht.  


Lesetermine: 17. 11. Weinwerk, Neusiedl, 23. 11,  Kottingbrunn, 29. 11. Baden, Theater am Steg.


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ER

Es gibt  Momente im Leben, die viel emotionale Kraft kosten. Der (zwischenzeitliche) Abschied vom morgendlichen Kaffee war so einer. Ich saß
alleine in der Küche vor der geöffneten Dose mit dem edlen Pulver, steckte meine Nase hinein, inhalierte ein letztes Mal den Duft der Düfte und sagte „Addio“. Es war ein aromatisches Ritual, wie’s für Don Espresso angemessen ist. Dann erinnerte ich mich an dieses sonderbare menschliche Phänomen des Teetrinkens und spazierte zu jenem Schrank, vor dem die Liebste in der Früh eine Position einnimmt, als müsste sie bei Tiffany einen Ring aussuchen. Dort entdeckte ich, dass wir längst genug Tee besitzen, um für den gesamten Bezirk Zeremonien bis ins Jahr 2031 inszenieren zu können. Ich begann zu wühlen. Um vielleicht doch jene Geschmacksrichtung zu finden, die mich meinen Grundsatz Teetrinken erst ab 40 Grad Körpertemperatur überdenken ließe.

Beraterin

Leider wurde ich dabei von meiner Frau ertappt. Und tja, eh klar, es dauerte keine drei Sekunden, ehe ihre gefürchteten missionarischen Lebensgeister erwachten. Ich versuchte ihr zwar noch zu erklären, warum  ich mich nicht gerne beraten lasse von jemandem, der sich ein Achterl Bier mit warmem Wasser aufspritzt, begeistert Malzkaffee trinkt und jeden
Mini-Mini-Mini-Espresso unter einem selbst produzierten gigantischen Schaumberg versteckt. Aber es nützte nichts. Gnä Kuhn war in ihrem Schwarzgrünfrüchtekräuterelement und förderte Mischungen zu Tage, die ich nicht einmal als Fußbad verwenden würde. Sie sagte „Jö“, ich sagte „Wäh“, sie sagte „Oida“, und ich fragte: „Haben wir Kakao daheim?“

Solo: „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 11. Linz, 20. 11. Wien, 24. 11. Klosterneuburg,  27. 11. Rothneusiedl,  28. 11. Mödling

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