Majestäts-Missachtung

Wehe, wer dem ZiB2-Ruf nicht folgt ...
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der Pranger, an dem Verurteilte und Sünder früher zur Schmähung vorgeführt wurden, hatte  unterschiedliche Formen: ein Pfahl am Hauptplatz, ein Halseisen am Rathaus, ein Schandsessel an der Stadtmauer. Dann kam das Spätnachrichtenstudio auf dem Küniglberg: „… mit beiden hätten wir gerne in der Sendung darüber  gesprochen, aber sie sind unserer Einladung leider nicht gefolgt.“ So oder ähnlich  lautet der Schuldspruch  fast allabendlich.  Die Sünder sind meist Politiker, die   nicht sofort  alles liegen und stehen lassen,  um dem ZiB2-Ruf   aus aktuellem Anlass zu folgen.   Sie haben sich  mithin der Majestäts-Missachtung schuldig gemacht  und  den Pranger selbst eingehandelt.
Kann man  diesen Unfug bitte abstellen? Es gibt keine Erschein-Pflicht. Auch beim ORF nicht. Zeitungen schreiben auch nicht, wen sie zum Interview gebeten  haben – sie veröffentlichen Interviews, wenn sie geführt sind. So funktioniert das. Bitte, danke!

andreas.schwarz@kurier.at

Kommentare