Ich und Du du!

Es kann nicht genug gedrängelt und genug ermahnt werden
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Dauerhintergrundmusik in der Wiener U-Bahn ist bekanntlich, abseits von Telefonaten über das Abendessen oder die neue Fußpflege, die Durchsage: „Liebe Fahrgäste, Sie verzögen die Abfahrt ... !“ Die ertönt jetzt, wo die Öffis wieder voller werden, verlässlich nach jeder Station.

Das liegt einerseits an einer Grunddisposition vieler Österreicher (und ihrer neuen Mitbürger), die in London, Paris oder Hamburg so nicht anzutreffen ist. Sie lautet: Ich zuerst. Wenn es gilt, noch schnell durch die U-Bahntür zu wischen, vorbei an der Autokolonne sich ganz vorne einzufädeln oder im Supermarkt die "weitere Kassa" als erster zu erreichen: Hauptsache Ich!

Und es liegt an einer zweiten Lieblingsbeschäftigung: dem von Kindesbeinen erlernten Du du! Wehe es verhält sich jemand anderer so, wie man selbst. Und wehe, man ist auch noch in der Lage, das mit erhobenem Zeigefinger zu maßregeln. Dann aber! 

Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil die Ichs und die Du Du!s damals, als der Große Weiße die soziale Intelligenz verteilt hat, grad am Klo oder sonstwo waren. 

andreas.schwarz@kurier.at

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