Glückstränen
Bei klassischer Musik ist es ja so: Als Junger mag man meist Mozart und wird von den Altvorderen belächelt – Brahms, Mahler, Wagner, das ist Klassik, aber das komme schon noch. Und dann kommt tatsächlich das erste Mal die Tannhäuser-Overtüre daher, und sie packt. Aber Mozarts Klarinettenkonzert darf man trotzdem mögen.
Bei Opern ist es ähnlich: Der Traviata folgen später viele andere, schwerere, gewichtige Opern. Aber es bleibt: La Traviata ist die schönste, rührendste, und die Schlager, pardon: wunderbaren Arien reichten für sonstwo zehn Opern.
Darum wird La Traviata grad hinter jedem Kirchturm, auf jeder Sommerbühne gespielt, eine Traviata-Flut brandet um uns. Oder, wie es der spitze Ioan Holender kürzlich dieser Zeitung sagte: „… an mehreren Orten in oder um Wien gleichzeitig ,Traviata’ gespielt wird, in Gars oder am Heumarkt, nur weil es einen Gasthausbesitzer gibt, der gerne dirigiert.“
Der Autor dieser Zeilen kämpft bei „Di provenza il mar, il suol“ jedesmal mit den Glückstränen, so ergreifend, diese Musik. Sollen andere doch auch dürfen.
andreas.schwarz@kurier.at
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