Lesestoff (3)

Das Telefonbuch als letzter Anker
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Nun war öfter vom gelben Telefonbuch die Rede, das in manch Wiener Briefkasten gelandet ist. Es ist  eigentlich für die Fisch’: Dünn, gefühlt nur jeder zehnte Wiener drin, andere doppelt... 
Andererseits: Heute hat man seine  Kontakte im Handy gespeichert, Telefonnummern im Kopf gibt’s nimmer  (außer die erste  vor Jahrzehnten, 32-18-114). Was, wenn das Mobiltelefon verloren geht? Oder wenn irgendwer  das Internet mitsamt der Cloud schnappt und verschwindet. Weg, einfach so, von heute auf morgen, für immer? Wo ruft man an?
Vielleicht greift man dann zum Telefonbuch, wählt die Nummer der, sagen wir: Birgit-Maria Müller im 14. oder des Vorwort-Bürgermeisters  und fragt, ob die jemanden kennen, der jemanden kennt, der die Nummer vom Freund Burschi hat, weil selber hat man sie nirgendwo. Man tastet sich analog heran, sozusagen. Wenn man überhaupt noch telefonieren mag. 
Wenn nicht, taugt das Telefonbuch immerhin  zum Ausgleich von Bodenunebenheiten unterm Esstisch. (Oder man notiert auf dem Deckblatt, dass heute in fünf Monaten Weihnachten ist.) 
andreas.schwarz@kurier.at
 

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