Tage des Zorns

Diese Emotion hat einen erstaunlichen Boom erlebt.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Für alles gibt es eine Hitparade, ein Ranking: die beliebtesten Angelruten, die besten Tofurezepte, das Unwort des Jahres. Nicht aber für Emotionen.

Warum eigentlich nicht? Wohl, weil da seit vielen Jahren immer dieselbe gewinnen würde. Es sind Tage, nein: Jahre des Zorns. Die Menschen sind zornig auf die Politik, auf die mit einer anderen Meinung. Auf den Unterschied zwischen dem, wie man sich das alles vorgestellt hätte, und dem, wie es wirklich ist.

Der Zorn hat einen erstaunlichen Boom erlebt. Vor nicht allzu langer Zeit war er etwas, das man, in einer selbstzivilisatorischen Leistung, beherrschen lernte. Etwas, das, wenn es ausbrach, zumindest als peinlich, wenn nicht als Zeichen eines menschlichen Makels, jedenfalls mit Befremden aufgenommen wurde.

Kürzlich schrieb jemand: Die Menschen sind gerne zornig. Denn man ordnet dabei die Welt nach dem eigenen Inneren. 

Bleibt nur die Frage: Ist das nicht langsam fad?

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