Lodernder Bildschirm

Was gegen zwanghaftes Katastrophen-Schauen hilft
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Jetzt hat sich der junge Bayern-München-Star Jamal Musiala bei einem Zusammenstoß mit dem Paris-Torwart Gianluigi Donnarumma tragischerweise schwer verletzt. Gute Genesung! Und auf Social Media läuft die Szene, der unnatürlich verdrehte Fuß, der Aufschrei, die geschockten Mitspieler aus allen Perspektiven rauf und runter, noch und noch und noch.
Wenn ein bekannter portugiesischer Sportler verunfallt, sehen wir das verkohlte Auto, die Hochzeit drei Wochen davor, die trauernde Witwe samt Beileidsbotschaften   ad extenso bis in den Schlaf.
Ein Hagelunwetter in Kirch am Berg  lässt die tennisballgroßen Schloßen im Dauerregen  über den Bildschirm rinnen; ein Flugzeug, das  nach dem Start in ein Wohngebiet fliegt,  tut das aus allen Videowinkeln und aus ein paar KI-generierten dazu; und die Flammen eines Waldbrands lodern die Screens der User heiß. 
Doomscrolling heißt das und meint das exzessive, oft zwanghafte Schauen negativer Nachrichten im Netz. Die Welt ist schlecht, für Schönes ist kein Platz, allenfalls für die kaputt-geschönte Frau Bezos. 
Da hilft nur Abdrehen, ganz einfach. Eigentlich. 
andreas.schwarz@kurier.at
 

Kommentare