Lodernder Bildschirm
Jetzt hat sich der junge Bayern-München-Star Jamal Musiala bei einem Zusammenstoß mit dem Paris-Torwart Gianluigi Donnarumma tragischerweise schwer verletzt. Gute Genesung! Und auf Social Media läuft die Szene, der unnatürlich verdrehte Fuß, der Aufschrei, die geschockten Mitspieler aus allen Perspektiven rauf und runter, noch und noch und noch.
Wenn ein bekannter portugiesischer Sportler verunfallt, sehen wir das verkohlte Auto, die Hochzeit drei Wochen davor, die trauernde Witwe samt Beileidsbotschaften ad extenso bis in den Schlaf.
Ein Hagelunwetter in Kirch am Berg lässt die tennisballgroßen Schloßen im Dauerregen über den Bildschirm rinnen; ein Flugzeug, das nach dem Start in ein Wohngebiet fliegt, tut das aus allen Videowinkeln und aus ein paar KI-generierten dazu; und die Flammen eines Waldbrands lodern die Screens der User heiß.
Doomscrolling heißt das und meint das exzessive, oft zwanghafte Schauen negativer Nachrichten im Netz. Die Welt ist schlecht, für Schönes ist kein Platz, allenfalls für die kaputt-geschönte Frau Bezos.
Da hilft nur Abdrehen, ganz einfach. Eigentlich.
andreas.schwarz@kurier.at
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