Mist

Die Versteinplattung Wiens, oder: Eine Stadt verliert zusehends ihr Gesicht
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Versteinplattung Wiens schreitet voran. An allen Ecken erstrahlen Trottoirs und beruhigte Straßen im keck  schattierten Friedhofsgrau. Auf dem  dürfen Stadtplaner im dritten Bildungsweg üben.
Im ehemals schönen Alt-Penzing zeigt sich das in grauen, um einen Quellstein gruppierten Steinsarkophagen, deren Zweck erst auf den zweiten  Blick ersichtlich ist – es sind Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen, oder so. Ums Eck in einer Gasse mit gut 12-prozentiger Steigung stehen echte Bänke, 12-prozentig geneigt – auf dass man das Gleichgewichtsgefühl trainiert. Und neben den Rabatteln, in denen aus Kiesbeeten Steppengras wächst und die zum Tschick-Wegwerfen einladen, stehen zur Vermeidung des Letzeren silberne Großdosen für Müll.
Das darauf beworbene Misttelefon könnte man anrufen und fragen, wer für diesen  Mist zuständig ist. Wir spoilern: Die zuständige Stadträtin sagt, der Bezirk; der Bezirk sagt, die Stadt.  Und die verliert zusehends ihr Gesicht. 
andreas.schwarz@kurier.at
 

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