Mist
Die Versteinplattung Wiens schreitet voran. An allen Ecken erstrahlen Trottoirs und beruhigte Straßen im keck schattierten Friedhofsgrau. Auf dem dürfen Stadtplaner im dritten Bildungsweg üben.
Im ehemals schönen Alt-Penzing zeigt sich das in grauen, um einen Quellstein gruppierten Steinsarkophagen, deren Zweck erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist – es sind Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen, oder so. Ums Eck in einer Gasse mit gut 12-prozentiger Steigung stehen echte Bänke, 12-prozentig geneigt – auf dass man das Gleichgewichtsgefühl trainiert. Und neben den Rabatteln, in denen aus Kiesbeeten Steppengras wächst und die zum Tschick-Wegwerfen einladen, stehen zur Vermeidung des Letzeren silberne Großdosen für Müll.
Das darauf beworbene Misttelefon könnte man anrufen und fragen, wer für diesen Mist zuständig ist. Wir spoilern: Die zuständige Stadträtin sagt, der Bezirk; der Bezirk sagt, die Stadt. Und die verliert zusehends ihr Gesicht.
andreas.schwarz@kurier.at
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