Der ärmste Mensch
Das Schöne an einem guten Gedanken ist, dass er mehr meint, als es scheint.
Joyce Carol Oates hatte einen guten Gedanken. Die US-Schriftstellerin hat am Wochenende via X „etwas Kurioses“ festgestellt: dass nämlich der reichste Mensch der Welt „niemals etwas postet, das zeigt, dass er das genießt oder überhaupt dessen gewahr ist, was so gut wie jeder andere schätzt“. Lob für einen Film, Musik, ein Buch („obwohl ich bezweifle, dass er liest“). Oder Stolz darauf, was jemand anderer – ein Freund, ein Verwandter – erreicht hat. Der ärmste Mensch auf X habe wohl mehr Zugang zu Schönheit im Leben.
Elon Musk hat sich angesprochen gefühlt – und prompt aufgeregt zurückgepostet.
Die Beobachtung ist aber zu wertvoll, um sie dem baldigen Tech-Billionär zu überlassen. Klar, die Haltlosigkeit der neuen Superreichen zeigt, dass sie aus der Kulturgeschichte des Menschen nichts gelernt haben.
Aber eigentlich gilt das, was Oates postete, für uns alle. Wie viel Zeit am Tag widmen wir dem Schönen, der Kultur – und wie viel dem Streit, dem Hass und der Gier? Letzteres macht arm, auf eine unmenschliche Art. Kurios.
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