Feuer und Fieber
Nun lasen wir, dass der Hypochonder in uns von selbst die Immunabwehr aktiviert: Nähert sich wer mit Krankheitssymptomen, ruft unser Hirn Alarm, und es erhöht sich die Aktivität bestimmter Zellen des Immunsystems. Das macht die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, die die Ausschüttung von Hormonen bei Stress verwaltet.
Diese Studie der Unis Lausanne/Genf freut wohl auch meinen bekennenden Hypo-Kollegen GUITAR, und sie hätte einem meiner früheren Chefs Stress erspart: Die unterste Lade seines Schreibtischs enthielt das Sortiment einer Notdienst-Apotheke. Betrat man sein Büro und murmelte „Schnupfen“, hatte er subito die Hälfte der Pillen und Sprays schon aufgebraucht.
Auch mir als leidenschaftlichem Hypochonder kann künftig egal sein, dass Hustende in der U-Bahn stets um mich stehen. Oder dass die Dame an der Kassa fiebrig-glänzende Augen hat. Wenn sie die wegen mir hat – fein! Wenn wegen erhöhter Temperatur, dann aktiviert sich eh meine Rinden-Achse. Ich hoffe nur, die kann zwischen schmachtendem Feuer und echtem Fieber der Dame unterscheiden.
andreas.schwarz@kurier.at
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