Magnolie und Kuckuck

Über Bauernregeln gegen die atemlose Aufgeregtheit
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Im Garten vor meinem Elternhaus steht der zweitschönste Magnolienbaum Wiens (der schönste steht vorm Stadtgartenamt am Stadtpark). Okay, ehe wir streiten, vielleicht ist’s  der viert- oder fünftschönste. Die Geschichte geht jedenfalls so: „Immer, wenn die Magnolie zu blühen beginnt, wird’s wieder kalt“ sagt die Mutter Jahr für Jahr,  „April, April, macht was er will“. 
Das tut gut in Zeiten, in denen wir im Frühling schon nach drei Tagen ohne Regen atemlos die  Jahrhundert-Trockenheit ausrufen – der April samt Bauernregeln kann’s:   „April kalt und nass füllt Scheuer und Fass“ heißt es, oder „Aprilschnee bringt Gras und Klee“ – und wenn nicht, dann kommt das Nass halt später: „Ist der April schön und rein, wird der Mai dann  wilder sein.“ Das ist so sicher wie die Magnolie. 
Nur zu kalt soll’s dann alt auch nicht sein, weil: „Hört Waltraud (St. Waltraud, kommenden Mittwoch) nicht den Kuckuck schrei’n, dann muss er wohl erfroren sein.“ Das wollen wir, bei aller Magnolienliebe,  ja doch nicht. andreas.schwarz@kurier.at

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