Einmal keine Meinung

Vielleicht haben wir uns alle gemeinsam zu viel Meinung angewöhnt.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Vielleicht haben wir uns alle gemeinsam zu viel Meinung angewöhnt. Die ist, sagen unserer Freunde im englischsprachigen Teil der Welt, wie ein intimer Körperteil, den wir hier nicht näher benennen wollen: Jeder hat eine. Nur zeigt man seine Meinung heute viel lieber her als diesen ungenannten Körperteil.

Kate hat Krebs? Das haben viele! Und die haben dann nicht die besten Ärzte im Spital! Hieß es, als diese junge Frau aus England ihre schwere Erkrankung bekannt gab. 

Tote Russen bei einem Anschlag? Ja, aber was ist mit den Ukrainern, über die redet keiner? Hieß es, als mehr als 100 Menschen ermordet wurden.

Das kann man sicher alles meinen. Vielleicht wäre aber hier die Chance gewesen, einmal nichts zu sagen.

Oder der Moment, einmal keine Meinung zu haben. Sondern Mitgefühl. Weil: Wir alle haben diesen nicht genannten Körperteil. Aber zeigen ihn, zum Glück, auch nicht dauernd her.

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