Wolf und Entlein
Diese Woche wurde zu seinem 150. Todestag der Märchendichter Hans Christian Andersen gewürdigt. Das erinnert an die eigene Kindheit: Im Bücherschrank des Kinderzimmers gab es zwei dicke Märchenbände, einen der Gebrüder Grimm und einen von H. C. Andersen. Und es gab eine Mutter und einen Großvater, die gerne daraus vorlasen.
Griffen sie zu Grimm’s Märchen, kam Freude auf. Hänsel und Gretel, Rumpelstilzchen, die Bremer Stadtmusikanten oder der böse Wolf und seine sieben Geißlein – da war was los. Und wurde wer verspeist oder verbrannt, hatte das damals noch keine entwicklungspsychopathologischen Folgen für den heranwachsenden Zuhörer.
Andersen weckte nur ein Gähnen.
Eine Literaturwissenschafterin erklärte nun, dass Andersen ein früher Sozialkritiker mit einer besonders natürlichen Sprache war, während in Grimms Volksmärchen „die Konflikte offensichtlich sind, dort gewinnt der Stärkere, der Schlauere und so weiter.“
Genau. Dennoch sind Die Prinzessin auf der Erbse und Das hässliche Entlein ebenfalls in guter Erinnerung. Denn gelesen, siehe oben, wurde beides.
andreas.schwarz@kurier.at
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