Ein bissi

Warum isst jemand, dem Fleischliches nicht einmal in die Nähe des Tellers darf, etwas, das ein bissi wie Fleisch aussieht?
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Kürzlich stand beim Vietnamesen des Vertrauens „Gebratene Reisnudel mit Vegan-Ente“ auf dem mittäglichen Menu-Plan. Ein Gast beim Bestellen: „Aber das ist schon mit Ente, oder?“ – „Nein, mit vegane Ente“ – „Wie? – „Schaut aus, wie Ente, schmeckt bissi wie Ente, aber ist vegan, Soja, Erbsen und so.“ – „Warum?“

Ja, das ist die Frage der Fragen: Warum isst jemand, dem Fleischliches nicht einmal in die Nähe des Tellers darf, etwas, das wie Fleisch aussieht und ein bissi so schmeckt? Höhepunkt der geschmacklichen Perversion war einst in der Kantine des Misstrauens ein „veganes Beuschel“, also Herz, Niere, Lunge und Zunge auf dem Teller, nur nicht echt (wahrscheinlich).

Stimmt schon: Jeder soll essen, was er mag, Paleo, Clean, Nordic, Terrapy, flexitarisch (ohne draus eine Religion zu machen, bitte). Aber vegane Ente ist schon ein bissi so wie wenn ein bekennender Spinatverweigerer ein Schweinsschnitzerl püriert, grün färbt und mit Spiegelei und Rösti verzehrt. Kann man, muss man aber nicht.

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