Nix Halleluja?

Joesi Prokopetz
Joesi Prokopetz erklärt, warum ihm das Weihnachtsgetue nicht fehlt.

Selbstverständlich ist das folgende nur subjektive, vielleicht gar selektive Wahrnehmung, aber für mich drängt sich das Weihnachtliche heuer nicht vor. Es ist auch bissel früh, zugegeben, aber war es in den Jahrzehnten davor nicht immer ziemlich früh, dass sich die stillste Zeit im Jahr lautstark angekündigt hat?

Ja, da und dort, vor allem im innerstädtischen Bereich, hängt eine Lichterkette, steht ein öffentlicher Christbaum, hat ein Weihnachtsmarkt eröffnet, aber irgendwie wirkt es halbherzig, kommt irgendwie als Nebensache rüber. Auch von aufkommendem Willen zum hysterischen Feiern und unsteten Blicken in – weihnachtlich dekorierte? – Schaufenster merke ich nichts.

Liegt das an mir, der ich ein Weihnachtsmuffel bin oder hält sich das irrationale Weihnachtsgetue heuer zurück?

Ist es vielleicht das milde Herbstwetter, der spätsommerliche Sonnenschein von blauem Himmel, die Teuerung, die Angst vorm kalten Heim und der ganz und gar unweihnachtliche Gesamtzustand der Welt?

Im Radio werden – sukzessive ansteigend – nicht listig eingestreute, abgeschmackte Weihnachtsschmonzetten gespielt, niemand faselt was von Frieden, den uns der Knabe im lockigen Haar bringen wird oder wenigstens bringen soll. Nirgends hört man vom Erlöser, dessen Kommen sich nun bald wieder jährt, oder sonst von irgendwelchen frohen Botschaften.

Zieht sich der Geist der Weihnacht zurück? Ist der übliche Konsum-Slalom weitgehend abgesagt? Gibt es schon Punschstände? Drangsaliert uns die Werbung bereits mit siebensüßen Kaufanreizen und bemüht in vorauseilender Penetranz die leuchtenden Kinderaugen?

Ich merke derweil nichts, fürchte aber, dass zeitnah der Chor der Engel wieder Halleluja singen wird.

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