Hier und jetzt statt dann und dort

Hier und jetzt  statt dann und dort
Nadja Maleh kann Nachrufen nicht so viel abgewinnen. Sie spricht sie für Mittendrinrufe aus.

Haben Sie auch das Gefühl, dass derzeit besonders viel gestorben wird? Schon klar, der Tod ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts und das ist sicher nur eine Wahrnehmungsverzerrung meinerseits, aber ich habe den Eindruck, häufiger als sonst von Todesfällen zu lesen. Gut, der Wiener bleibt entspannt, weil er weiß „der Tod ist ein Wiener“. Aber das ist ein Irrtum: Der Wiener ist ärger als der Tod. Der Tod wählt gezielt aus, der Wiener hingegen lässt nix und niemanden leben! Der Wiener hat keine Angst vorm Tod, der Tod hat Angst vorm Wiener! Wie auch immer, viele Promis verabschieden sich gerade vom Leben, und dann liest man wunderschöne herzzerreißende Nachrufe. Und da hatte ich plötzlich einen Gedanken: Gina Lollobrigida hat jetzt nix mehr von den Lobeshymnen und Lisa Marie Presley hätte sich auch zu Lebzeiten die Zuwendung gewünscht, die ihr nach ihrem Ableben zuteilwurde.

Ein Nachruf ist was Schönes, aber warum nicht auch mal ein „Mittendrinruf“?!

MITTEN im Leben Respekt zollen, einem Menschen seine Bewunderung ausdrücken, großzügig Komplimente verteilen. Freundlichkeit für die Lebenden. JETZT hätten alle was davon! Also warum nicht jetzt, später kann jeder! Warum nicht jetzt schreiben: Erika Pluhar, du warst mir künstlerisch immer ein Vorbild!

Oder: Tom Jones, mein Vater hat dich – zu Recht – sehr verehrt und immer, wenn ich deine Musik höre, denke ich an ihn. Danke! Oder: Lisa Fitz, du mutige Löwin des Kabaretts. Oder: Herr Lugner, wie geht das, mit 90 noch so fit zu sein? Chapeau! Oder: Hubert von Goisern, du inspirierender Ausnahmekünstler! Oder: Jane Fonda, du glamouröse Schauspielerin, Aerobic Queen und Friedensaktivistin, wie viele Stunden hat dein Tag eigentlich, du Superwoman?

Wäre so ein „Mittendrinruf“ nicht ziemlich leiwand?

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