Lautes Örtchen

"Auf den Punkt gebracht"
Katharina Zach

Katharina Zach

Kennen Sie die Redensart, dass die Toilette jener Ort ist, zu dem selbst der Kaiser zu Fuß hingeht? Der Spruch verdeutlicht recht anschaulich die Bedeutung des sogenannten stillen Örtchens. Kein Wunder also, dass bei der Sanierung des in die Jahre gekommenen Bades die Wahl der richtigen neuen Toilette eine zentrale war.

Doch der Ausflug in den Baumarkt zeigte: Zwar mögen alle Menschen vor dem Abort gleich sein, die WCs selbst sind es nicht. Da gibt es stehende und hängende, spülrandlose und welche mit beheizten Sitzen. Hersteller erklären uns die neuen Toilettentrends (gibt es dazu eigentlich Umfragen?) die in sogenannten Dusch-WCs Niederschlag finden. Es soll ja angenehm sein, immerhin verbringen wir rund drei Jahre unseres Lebens am Klo.

Sie fragen sich sicher, warum ich Ihnen das erzähle. Nun, weil wir in sanitärtechnischer Hinsicht so richtig im Luxus schwelgen. (Ich meine, beheizte Klobrillen, echt?) Wir haben öffentliche Toiletteanlagen, die vielleicht nicht immer sauber sind und manchmal 50 Cent kosten – was uns Österreicher gerne aufregt. Es gibt kaum noch Wohnungen mit WC am Gang. Und mittlerweile hat sich weitgehend rumgesprochen, dass es auch barrierefreie WCs braucht.

So selbstverständlich wie wir aufs Klo gehen, so selbstverständlich ist für uns die Vorhandensein eines solchen. Damit sind wir eindeutig in der Minderheit. Denn laut UN haben noch immer 4,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu ausreichender Sanitärversorgung. Allein in Indien sterben pro Jahr etwa 600.000 Menschen an den Folgen von Durchfallerkrankungen. 892 Millionen Menschen verrichten ihre Notdurft im Freien.

Es gibt mittlerweile mehr Handys als Klos auf der Welt. 2013 stellte ein UN-Bericht fest, dass 6 Milliarden der damals sieben Milliarden Menschen auf der Welt ein Telefon, aber nur 4,5 Milliarden eine Toilette haben. Darauf will der heutige Welttoilettentag aufmerksam machen.

Das Klo gilt als Tabuthema, niemand redet gerne über den Gang zum stillen Örtchen. Doch darüber sollten wir reden.

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