Alles was Flügel hat, siegt

Alles was Flügel hat, siegt
Klaus Eckel über Revolutionäre der Lüfte.

Die Nachricht des Sommers lautete: „Krähen attackierten das österreichische Parlament.“ Einige nicht namentlich bekannte, gefiederte Terroristen schnappten sich tatsächlich dort herum liegenden Steine und warfen diese auf das verglaste Parlamentsdach. Jetzt muss die Glaskuppel kostspielig saniert werden. Einem Gerücht zufolge hat Wolfgang Sobotka bereits bei der Polizei Anzeige erstattet.

Nach seiner Aussage waren alle Täter schwarz, hatten Flügel und machten „Krah“ und dann wieder „Krah, Krah“. Er vermutet dahinter einen linksextremistischen Kampfruf. Die Krähen reformierten eine alte Lebensweisheit. „Wer über dem Glashaus fliegt, kann ruhig mit Steinen werfen“. Krähen sind ab sofort fliegende Volksvertreter, die Revolutionäre der Lüfte. Sie dachten sich nach einer Parlamentsdebatte über Gaspreisbremse und Mietpreisdeckel: „Hört auf mit dem Gelaber!“ und warfen ab, was ihnen zwischen die Krallen kam. Kann man es ihnen verdenken? Vielleicht wollten sich einige Protestkrähen sogar ursprünglich aufs Dach kleben, doch dazu fehlte ihnen der Uhu.

Sonst füllt mittlerweile täglich eine Nachricht über „künstliche Intelligenz“ die Leerseiten der Medien. Ich finde, KI wirkt als Begriff sehr bedrohlich. Warum tauschen wir diese beängstigende, abstrakte Bezeichnung nicht gegen das viel sympathischere Wort „Punschkrapferl“ aus? Das macht die Schreckensmeldungen gleich amüsant.

„Punschkrapferl nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ , „Punschkrapferl planen Cyberattacken“ „Kriminelle Punschkrapferl-Roboter nutzen punschkrapferl-gesteuerte Drohnen zur Überwachung“. Sprache schafft Realität und ich lasse mir nur ungern jede Angst ins Hirn pflanzen. Und falls Sie etwas natürlich Intelligentes suchen, dann hilft ein Blick in den Himmel.

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