Wei(h)nachts-Solo vom Karst

Diese Woche bringt die Flaschenpost die Vitovska-Traube aus der Region des Triestiner Karsts
Juliane Fischer

Juliane Fischer

"Solo in Italian language means alone!“, sagt er und meint das ganz ernst. In diesem Moment finde ich es herzerwärmend, wie mir der Italiener die Welt erklärt. Nun gut, ich bin noch nicht richtig wach. Es ist 9.30 und ich habe noch keinen Kaffee getrunken – nicht mal einen Café solo. Dafür haben wir mit Champagner aufgewärmt – wobei „aufgewärmt“ ist wahrscheinlich die Untertreibung des Jahrhunderts. Die Champagner von Bertrand Gautherot (Vouette et Sorbée) sind zum Niederknien. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und ein Tipp für Wei(h)nachten! Aber zurück zum italienischen Kollegen, der versammelter Sommelier-Runde nicht nur erklärt, dass solo für alleine steht, sondern auch, warum sein Wein so heißt.

Wei(h)nachts-Solo vom Karst

Paolo Vodopivec hat schon recht, wenn er das betont. Er widmet sich nur einer Rebsorte (Vitovska) und der Solo-Wein kommt nur aus einer Lage. Sgonico an Grenze zu Slowenien gehört zum Triestiner Karst (auf Italienisch: Carso). Der steinige Boden und der raue Bora-Wind aus dem Landesinneren Richtung Meer haben da das Sagen. Klingt unwirtlich. Viele Kulturpflanzen gedeihen hier nicht. Der Weinstock dieses faszinierenden Gewächses ist zäh und wurzelt tief. Am besten angepasst ist eben wahrscheinlich die Vitovska-Traube, die es so gut wie nur hier gibt. Sie stellt sich den kalten Wintern und der sommerlichen Trockenheit entgegen. Ich fühle mich an Bittermandel, Senfkorn, Trockenblumen, Steinmehl erinnert – solo kann ja auch als einzigartig übersetzt werden!

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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