Isst nicht mehr

Über das neue Wiener Essensverbot werde ich mich besonders in der nassen und kalten Jahreszeit freuen.
Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Das Essensverbot in den U-Bahnen ist eine tolle Idee. In der nassen und kalten Jahreszeit werde ich mich besonders darüber freuen.

Wenn ich dann etwa über Mittag ein belegtes Weckerl kaufe – weil die Termine davor und danach weder Zeit noch Platz für ein richtiges Mittagessen lassen – werde ich mich künftig zum Essen gern in die zugige Station setzen. Oder auf eine nasse Parkbank. Es gibt bei Schlechtwetter einfach sehr viele Möglichkeiten, seine Jause zu essen. Die Stadt ist schließlich übersät mit überdachten, angenehm klimatisierten, konsumfreien Plätzen.

Und ich verstehe es ja. Wenn am Nachbarsitz eine Person ein belegtes Weckerl oder einen Müsliriegel isst, ist das ja auch äußerst ärgerlich. Kaum auszuhalten ist das eigentlich. Deshalb verstehe ich auch, warum bei der Abstimmung der Wiener Linien drei von vier Personen für das komplette Essensverbot gestimmt haben. Heiße Maroni oder belegte Weckerl oder Schnitzelsemmeln mit Salatgarnitur gehören ja auch wirklich nicht in einen U-Bahn-Waggon.

Soll doch die Person zur Mittagspause oder zum Abendessen bitte in ein Restaurant gehen. Die Zeit wird sie schon haben oder die Zeit muss sie sich nehmen. Und das Geld kann ja nicht der Grund sein. Dann muss sie eben woanders sparen. So einfach ist das.

Und wenn eine Person in der U-Bahn neben mir eine Pizzaschnitte verspeist, dann habe ich auch nie Gusto auf eine Pizza bekommen. Dann habe ich mir immer gedacht, wie sich diese Person erdreisten kann, mich mit dem Geruch zu belästigen. Die U-Bahn ist zwar ein öffentliches Verkehrsmittel, aber vor allem muss sie auf mich schauen.

Verbote sind ja generell etwas sehr Gutes. Vermitteln sie der Bevölkerung doch, dass Eigenverantwortung überbewertet wird. Und dass sich Menschen nicht einfach so respektvoll verhalten können. Dass sie Dinge nicht einfach unterlassen, weil sie achtsam sind oder aufmerksam oder rücksichtsvoll. Nein, sie tun es einzig und alleine nur dann, wenn es ein strenges Korsett an Regeln gibt, das sie dazu zwingt.

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