In der "Turnhalle"

Eine Turnhalle mitten im 15. Bezirk erinnert nicht zuletzt an ein dunkles Kapitel der Stadt.
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Die Turnhalle im Haus Herklotzgasse Nr. 21 in Wien 15: Wo früher die Kinder eines jüdischen Kindergartens ihre Purzelbäume schlugen, unbeschwert, trinkt man heute unbeschwert eine Melange und erfreut sich dabei an der ruhigen Atmosphäre des gleichnamigen Hinterhof-Cafés.

Darf man das? Zwischen dem März 1938 und dem März 2018 liegt eine böse, eine dunkle, eine traurige Geschichte.

Damals, vor achtzig Jahren, wurde die Turnhalle für viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde des 14. und 15. Bezirks zur vorletzten Station in ihrem Leben. Von hier brachten sie die Nazi-Schergen in Hitlers Ermordungslager.

Judith Pühringer, selbst Mutter von zwei Kindern, kennt all die Kinder des Hauses Herklotzgasse 21 beim Namen. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Erinnerung an die jüdischen Hausbewohner nicht verloren geht. Pühringer erzählt: „Wir haben die wenigen Überlebenden gefunden und mit ihnen ihre Geschichte aufgearbeitet.“

Ein Ergebnis des von Privatpersonen getragenen Projekts ist der Film „Strom der Erinnerung“, ein anderes die Wiederbelebung der alten Turnhalle. Hier trinkt man unaufgeregt Melange. Und das darf man jetzt auch. Mehr über dieses lokale Erinnerungsprojekt unter: www.herklotzgasse21.at .

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