Hochamt des Jammerns

Hochamt des Jammerns
Zur Vorweihnachtszeit kann's niemandem recht sein
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

 

Des Österreichers größtes Pläsier, und das des Wieners im Speziellen, ist das Granteln und Jammern. Das bestätigen sogenannte Expats in Umfragen immer wieder (dabei: die verstehen ja nicht einmal die Hälfte unseres Weh und Klagens).

Zur Weihnachtszeit feiern wir das Hochamt des Jammerns: Dieser vermaledeite Kaufrausch statt stillem Familienfest, Lichterkitsch + Kaufhauslärm (Last Christmas) statt Ruh’ für Aug’ und Ohr. Heuer war der Jammer vorab plötzlich ein ganz anderer: reduzierter Lichterglanz, herrje, verkürzte Christkindlmärkte, kalte Wohnungen, geschlossene Geschäfte – der unheilige Putin fahr’ zur Hölle!

Und jetzt? Wider Erwarten biegt sich die Stadt unter Besuchern, allein die Punschluft macht fahruntauglich, die Lichter glänzen wie nie zuvor, von Sparen keine Spur – nicht auszuhalten, die Massen und die Verschwendung!

Ebenfalls nicht auszuhalten: das Unvermögen, sich einfach zu freuen über das, was ist.

andreas.schwarz@kurier.at

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