Tanzende Sterne
Von Günther Lainer
Ich gebe zu – ab und zu schaue ich heimlich, aber wirklich so unauffällig, dass niemand merkt, dass ich es tue. Spät in der Nacht, schon fast Samstag, meistens nach einem Kabarettauftritt, streame ich, wenn ich dann zu Hause bin, auf ORF ON mit Kopfhörern ORF. Nennt man das noch streamen, wenn man Fernsehen vom ORF auf dem Computer schaut? Egal!
Ich oute mich jetzt hier, und als Kabarettist ist das ein echtes Outing: Ich schaue „Dancing Stars“! Jetzt ist es heraußen. Ab heute ist es also kein Geheimnis mehr. In Zeiten wie diesen will man sich einfach mal in eine andere, schönere Welt flüchten – denn die echte Welt ist mir zurzeit nicht schön genug.
Als Kabarettist bekommt man viele Anfragen, die nicht unbedingt mit Kabarett zu tun haben. Film, Theater, Moderation, Diskussionsrunden, Kolumnen schreiben. Eine Anfrage lautete: „Wollen Sie bei ,Dancing Stars‘ mitmachen?“ Ich habe sofort zugesagt. Dann war ich bei der Kostümprobe, und der Mann vom ORF hat gemeint: „Nein, doch nicht! Wir müssen 300 Millionen einsparen. Entweder dein Kostüm oder das Radio-Symphonieorchester.“ Natürlich ein Scherz.
Wer am Ende den Stern gewinnt, ist eigentlich egal, denn es geht doch viel mehr um die Show und die Geschichten hinter den Menschen, die da tanzend mitmachen. Und dann stelle ich mir vor, wie ich in Rumbahosen oder Tangohemden oder in einem Walzeranzug aussehe, und dann wache ich am nächsten Morgen auf und bin echt froh, dass ich es nicht gemacht habe!
Ganz sicher vielleicht
Einige meiner Kollegen, Freunde und Fans sagen: „Lainer, du musst da mitmachen, du kannst tanzen!“ Ja, ich kann ein bisschen tanzen, weil ich mich gerne zu Musik bewege. Kann man mir glauben oder nicht. Aber ich bin mir halt nicht so sicher, ob ich wirklich alle diese gelernten Schritte zeigen möchte, nur um dann von einer Fachjury fachgerecht zerrissen und vielleicht auch noch beleidigt zu werden. Ich weiß nicht, ob ich mir das wirklich antun möchte: Das glatte Wiener Parkett ist nicht nur in der Politik gefürchtet. Aber irgendwie reizt es mich, aus meiner Komfortzone, dem Sofa in meiner Linzer Wohnung, rauszutanzen. Das Training hätte vielleicht sogar den Nebeneffekt, dass ich Kilos verlieren werde. Eine bezahlte Diät oder betreutes Abnehmen sozusagen.
Andere meinen, wenn ich wirklich bei „Dancing Stars“ mitmachte: „Jetzt wird er nicht mehr so gut gebucht!“ Darauf kann ich nur erwidern: „Ich bin alt, ich brauche das Geld!“ Ein sehr lieber Kollege hat mir mal geantwortet, als ich ihn gefragt hab, ob ich bei „Dancing Stars“ mitmachen soll: „Die Aufgabe eines Kabarettisten ist nicht, bei ,Dancing Stars‘ mitzumachen, sondern sich über ,Dancing Stars‘ lustig zu machen!“ Übrigens, dieser Kollege wurde auch schon oft angefragt.
Es gibt also viele Punkte, die dafür und dagegen sprechen. Aber letztlich muss ich es auch wollen.
Fazit: Ich werde ganz sicher vielleicht nicht bei „Dancing Stars“ mitmachen.
Der Autor: Günther Lainer ist auf Kabarettbühnen im ganzen Land zu sehen. Termine unter: www.guentherlainer.at
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