Diavortrag 2.0

Ein Mann mit Brille und grauem Haar lächelt in die Kamera.
Warum Kabarettist Günther Lainer Fotobücher nerven.

Der Sommer ist fast vorbei und die Urlaubszeit geht zu Ende. Es ist Zeit für das Erstellen von Erinnerungen oder konkret von Fotobüchern.

Ich gebe zu, es ist ein Luxusproblem, aber sie nerven mich. Und ich muss jetzt darüber schreiben, weil mir dann hoffentlich leichter ist.

Folgende Situation: Du bist wo eingeladen und du freust dich schon sehr, weil es dort immer gemütlich ist, es gutes Essen gibt und eine angenehme Stimmung herrscht. Man unterhält sich recht nett, hat es wirklich lustig, und auf einmal, wie aus dem Nichts, überraschend und vollkommen unnötig kommt der Stimmungskiller, die entscheidende Frage: „Habt ihr schon unser Fotobuch von unserem letzten Urlaub gesehen?“ Am liebsten würde ich antworten: „Nein und es interessiert mich auch nicht!“ Aber das denke ich mir meistens nur, und schon liegen fünf achtzigseitige Erinnerungsalben auf dem Tisch. Dann sehen wir uns die schönsten Schnappschüsse aus einem Urlaub an, den wir weder erlebt haben noch dort jemals hinfahren werden. Es ist immer dasselbe. Anschauen, zuhören, und ich denke mir bei jedem Bild: „Weiter! Schneller!“ Fotobücher sind wie ein moderner Diavortrag, der mich auch früher schon immer gelangweilt hat. Als kleiner Bub habe ich mir immer gedacht: „Fad, fad und noch einmal fad.“

Ich habe während der Fotobüchersession sehr viele Fotos geschossen und dann über den Besuch drei dicke Fotobücher erstellt und bei der nächsten Einladung dieser Freunde zu uns, gleich nach der Begrüßung statt Kaffee und Kuchen, alle hergezeigt. Redezeit: Vier Stunden.

Der Nachteil dabei war: Wir haben sie als Freunde verloren.

Der Vorteil aber ist: Wir brauchen uns nie wieder ihre Fotobücher anschauen.

Und wenn wir sie dennoch wiedersehen wollen, schlagen wir einfach unser Fotobuch auf.

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