Fabelhafte Welt: Was sollen die Leute bloß denken?

Wozu sich den Kopf darüber zerbrechen, was andere von einem denken
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Viele von Ihnen, vor allem wenn Sie aus kleineren Dörfern kommen, werden als Kind ähnlich erzogen worden sein: Immer auf die Meinung anderer zu achten. Wenn ich laut weinte oder ungezogen war, hörte ich stets: „Was sollen die Leute von dir denken?“ Das war vielleicht eine gute Erziehung, wenn man Ambitionen hat, zur Dorfprinzessin gekrönt zu werden. Aber zweifelsohne keine gute Vorbereitung für ein Leben in der Öffentlichkeit. Denn ist man kein oder keine dauer-gewinnender Skifahrer(in), wird man es hierzulande nie allen recht machen. Doch das ist auch gut so, denn eine der besten Eigenschaften von uns Menschen ist, wie verschieden wir sind, egal ob das die Ohrmuschelkrümmung betrifft oder unsere Geschmacksurteile. Trotzdem urteilen Menschen über Menschen, egal ob im Privaten, im Beruflichen oder in der Nachbarschaft. Wenn man nun eine Kolumne schreibt, breitet man in gewisserweise einen Teil des eigenen Inneren aus. Hätte man dabei Angst, „was die Leute sagen“ würde man sich automatisch selbst zensieren. Meine Kolumne ist heute genau fünf Jahre alt. Und wofür ich am meisten dankbar bin, ist die Einsicht, dass einen die Urteile anderer Leute schlichtwegs oft nichts angehen, auch wenn man selbst Objekt selbiger ist. Die amerikanische Drag Ikone RuPaul formulierte das so herrlich: „What other people think of me, is none of my business.“ Erst wenn andere Menschen einem ihre Urteile direkt mitteilen, sei es in Leserbriefen oder wenn die Nachbarin/Arbeitskollege/Schulkameraden einen direkt adressieren, dann geht uns das was an. Es sei denn, Sie wollen Dorfprinzessin werden, oder sind Politiker (wobei das ja irgendwie auch dasselbe ist): Dann dürfen Sie sich den ganzen Tag über die Meinungen anderer Menschen den Kopf zerbrechen. Dabei wünsche ich dann viel Spaß, und freu mich wie ein nacktes Henderl, dass mir das erspart bleibt.

vea.kaiser@kurier.at

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