Fabelhafte Welt: Piranha auf Speed

Es ist nicht leicht, einen Welpen zum Musterhund zu machen. Ein ernüchternder Versuch.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Unser Ziel war klar: Der Welpe muss ein Musterhund werden. Zum Thema Hundeerziehung gibt es jedoch nicht nur Regalkilometer an Ratgebern, tageweise Youtube-Videos, sondern vor allem tausend Meinungen. Hinzu kommt, dass unser Welpe kein müdes verschmustes Hundekind ist, sondern sich aufführt wie ein glücklicher, hyperaktiver Piranha auf Speed. Wir wollten daher keine Zeit verlieren und buchten eine ältere, sehr erfahrene Hundetrainiern, die einen ganzhundlichen Ansatz verfolgt. Dieser Hausbesuch kostete 140 Euro und verlief ernüchternd. Erstens sei die Wohnung nicht welpengerecht. Wir müssten dringend umbauen, Gitter anbringen und einen Hormonstecker anschaffen, damit der Kleine den Geruch seiner „Welpenstube“ röche. Er brauche Abschirmung von sämtlichen Reizen, wir sollten beruhigende Entspannungsmusik spielen und ihm Cannabis-Öl verabreichen. Bälle und Stofftiere seien übrigens überhaupt nicht für Hunde geeignet, das wecke den Jagdtrieb, dafür gäbe es tolle Intelligenzspiele, um ihn zu fördern. Eine konventionelle Hundeschule sollten wir keinesfalls besuchen, dort sei man zu streng. Hundefutter sei natürlich katastrophal, ich solle selbst für ihn kochen, und zwar nur Pferd und Lamm. Der Dottore Amore wandte vorsichtig ein, dass ihm das etwas überzogen schiene, schließlich ging es hier um einen Hund und nicht um ein Kind. „Gut, dass Sie das ansprechen“, antwortete sie und empfahl uns, gut zu verhüten. Der Welpe brauche unsere volle Aufmerksamkeit und sämtliche Ambitionen zur Fortpflanzung wären absolut unpassend. Wir haben diese Hundetrainerin nicht mehr weiter engagiert. Egal, ob unser Hund der perfekte Musterhund wird oder nicht, wir würden ihn gern Hund bleiben, und nicht zu einem Cannabis-abhängigen, Vivaldi-hörenden Kinderersatz werden lassen. Das ist unser ganzhundlicher Ansatz.

vea.kaiser@kurier.at

 

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