Die Gaben sie doch nicht mehr alle

Die Gaben sie doch nicht mehr alle
Paul Pizzera über sinnvolles Schenken und dickbäuchige Kapokbäume.

Selbstverständlich kann man seinen Liebsten etwas „Gutes“ schenken. Etwas Lauteres, etwas Sinnvolles, etwas, das auch wirklich Bestand hat: Bäume verschenken über Grow my Tree beispielsweise. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mir im zarten Alter von 12 Jahren nichts sehnlicher wünschte, als über eine brandneue Playstation zu verfügen und Heiligabend ein gebrauchtes Keyboard aus dem Hause Yamaha unter dem Christbaum vorfand. Inhaltlich konnte ich meinen Eltern keinen Vorwurf machen, denn sie beglückten ihren Spross streng genommen mit einer japanischen Konsole, auf der man wirklich sehr viel spielen kann.

Nichtsdestoweniger glaube ich auch heute nicht, dass ich mich über das Pflanzen eines dickbäuchigen Kapokbaums oder eine der 15.999 anderen im Amazonasgebiet ansässigen Florastandarten eklatant mehr gefreut hätte. Auch Haustiere sind wahre Wunschzetteldauerbrenner und ein wirklich heikel zu verschenkendes Gut, da die Zuneigung eines Neo-Herrchens häufig nicht einmal die Halbwertszeit einer Eintagsfliege zu übersteigen vermag. Warum also nicht dem sechsjährigen Kind, das sich nichts inständiger wünscht, als ein kleines Fellknäuel sein Eigen zu nennen, die viel weitsichtigere Option B zuteilwerden lassen und es mit einer Orang-Utan-Patenschaft über den WWF beglücken? Wie uferlos die Freude des Nachkommen über den Schutz eines 10.000 km entfernten Primaten in Sumatra zu sein vermag, wage ich hier nicht zu beziffern.

Zu guter Letzt gibt es da natürlich auch noch die immateriellen Geschenke, die nicht einmal eine Verpackung benötigen, um Freude zu verbreiten. „Ich schenke Zeit!“, heißt es da oft aus den Mündern besonders spendabler Artgenossen. Aber auch hier sei ein gewisses Maß an Vorsicht geboten, wen man mit kostbarer Zeit zu beschenken gedenkt, denn auch ein immaterielles Geschenk ist nie ganz ohne Selbstbehalt.

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