Die Ballerina mit Kirschohrringen

Die Kuhschelle, das Storchenpaar und die „Knackige aus Purbach“: Die Natur kennt keine Monokultur. Aber wer Vielfalt will, muss Vielfalt fördern.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Ohne euch wär hier gar nix los! – Wenn ich bei meiner Weingartenarbeit den Heuschreck, das Marienkäferl, die Wespenspinne und den Regenwurm treffe, denk ich mir das immer. Alles, was da kreucht und fleucht, wirtschaftet genauso. Ohne sie würde es für uns schlecht ausschauen. Weinbauern wie alle anderen Landwirte müssen sich einfügen in das Ökosystem, wenn sie es langfristig nutzen wollen. Die Winzerin Birgit Braunstein ruft sich das immer wieder in Erinnerung, wenn sie meint: „Wir haben Grund und Boden nur gemietet.“

Die Ballerina mit Kirschohrringen

Wildwux 2017 ist eine Cuvée aus Blaufränkisch, Sankt Laurent, Zweigelt und Merlot.

Um auf das bunte Sammelsurium aus Vielfalt und Lebendigkeit hinzuweisen, startete sie vor ein paar Jahren gemeinsam mit dem Weißwein-Partnerbetrieb Geyerhof in Niederösterreich den Wildwux-Wein. Zum Projekt gehören Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Bewusstseinsschaffung. Jetzt klappert im Ortszentrum von Purbach ein Storchen-Pärchen; auf den Greifvogelstangen landen Falken und Bussarde; Brutkasten haben die schüchternen Wiedehöpfe zurückgelockt. Auf der Kräuterwiese am Rosenberg freuen sich die Schmetterlinge über Diptam und Kuhschelle. Die Königskerzen sind sowieso gerade ein Traum. Der Wein hat die volle Balance. Wie eine Ballerina barfuß im Gras, die Ohren mit Herzkirschen geschmückt, tänzelt die Rotwein-Cuvée: athletisch, aber mit Grazie; elegant, aber nicht überkandidelt. Apropos Kirschen: Seltene, regionstypische Sorten wie die „Blaue Donnerskirchner“ oder die „Knackige aus Purbach“ hat Braunstein auch wieder ausgepflanzt.

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