
© Ulrike Rauch
Der Unsicherheitsgurt
Paul Pizzera über die Angst vor dem Scheitern vor Publikum.
Als ich letzte Woche im Zuge einer Charity-Quizshow mein Auto abstellte, um das Flugzeug zu betreten, das uns „Promis“ zum Aufzeichnungsort bringen sollte, war ich mir noch sicher, dass ich nicht ganz auf der Nudelsuppen dahergeschwommen war.
Zwar bilden gefährliches Viertelwissen und ein aus Insuffizienzgefühlen heraus geborener Ehrgeiz einen diabolischen Cocktail für ein Format wie die „Millionenshow – Licht ins Dunkel“, aber ich war mir sicher, dass ich mich, wie ein gelungenes Parfait, gut schlagen würde.
Zumal es nicht mein Geld war, um das hier gespielt wurde, sondern um jenes für in Notstand geratene Mitmenschen, war überdies selbstredend klar, dass ich bei einem kognitiven Stromausfall meinerseits, das „Zockergen“ hinten anstellen musste.
Wie unfassbar sinnergebend die Gleichung „Selbsteinschätzung = Realität – Ego“ ist, wurde mir schlagartig klar, als ich auf dem Sessel in der Mitte saß und dieses warme Kribbeln des nervösen Ausgeliefertseins meinen Körper durchfuhr.
Quasi eine Nahkoterfahrung. Die realistische Option sich öffentlich, intellektuell bis auf die Knochen zu blamieren, ist eine Erfahrung, die ich im Nachhinein betrachtet, als sehr zielführend empfinde und nur jedem empfehlen kann.
Wenn uns jemand beim Scheitern zusieht, multipliziert sich die Schmach automatisch ins Unermessliche, aber warum?
Ich weiß ja eh, dass ich nichts weiß, also wieso sollen die anderen das nicht auch wissen? Wahrscheinlich ist uns eben doch gar nicht sooo wurscht, was andere über uns denken.
Ich für meinen Teil scheiter heiter munter weiter und versuche dabei nicht mein Gesicht zu verlieren, sondern Selbstsicherheit zu gewinnen.
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