Der Prozess

Der Prozess
Hier geht es ausnahmesweise nicht um Kurz, sondern um Kafka. Und dann doch wieder um Politik.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

K. weiß nicht einmal, was die Anklage ist. Er weiß nicht, ob ein Prozess läuft, er wird vor Gericht geladen, ohne zu wissen, wann und wohin er kommen soll. Verteidigen muss er sich selbst.

Nein, es geht nicht um den Prozess. Es geht um Kafka. Der beschrieb 1914 einen übermächtigen Staat, der seine wehrlosen Bürger beherrscht und demütigt.

Heute spielen wir alle selbst Richter über die anderen. Und der einst verstörend unnahbare Staat begegnet dem Bürger mit hell beleuchteten Serviceeinrichtungen, mit Fürsorge und Hilfsgeldern bei jeder wirtschaftlichen Unebenheit. Er macht ein freundliches Gesicht auch jenen gegenüber, die seine demokratischen Strukturen schwächen oder gar abschaffen wollen.

Es hat das ganze 20. Jahrhundert gebraucht, damit der Staat uns so selbstbeherrscht, so kontrolliert gegenübertritt. Das kann sich schnell wieder ändern, das sieht man anderswo. Und dann wird es rasch wieder kafkaesk.

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