Der Handschuh

Nicht nur ein Mode-Accessoire, sondern auch, um einen Mangel zu verstecken.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Gut, ich mag mein linkes Ohr nicht. Erst mit beginnendem 61. Lebensjahr habe ich Frieden mit diesem Körperteil geschlossen. Wen interessiert das, werden Sie sich fragen. Ich kann Ihnen eine klare Antwort geben: Niemanden. Mir zeigt es nur, dass auch Royals so ihre Unsicherheiten haben. Und das möchte ich am Beispiel von Queen Elizabeth II, die heute vor 71 Jahren den Thron bestiegen hat, erzählen. Denn auch die Regentin hatte Körperteile, die sie nie fotografiert haben wollte: ihre Hände.

Offenbar war das Tragen ihrer Maßhandschuhe mehr als das optische Zeichen, um den Standesunterschied zwischen Herrscher und Volk zu demonstrieren. Der britische Fotograf Rankin erzählt von seiner Begegnung mit der Queen anlässlich ihres goldenen Thronjubiläums 2002. Er war einer von nur zehn Fotografen, die eingeladen wurden, ein Foto von der Regentin zu machen. Wohl vorbereitet schritt er zum Fototermin.

Er hatte sich eine mächtige Pose für die Königin ausgedacht: die Queen mit Schwert. „Doch sie weigerte sich, ein Foto mit einem Schwert zu machen“, erzählt Rankin, „weil dadurch ihre Hände zu sehen gewesen wären. Zuerst dachte ich, dass es sich um eine Ausrede handelt. Aber nein, die Queen hat nicht die Schwert-Idee missbilligt, sie wollte ihre Hände nicht zeigen – sehr wahrscheinlich sollte ich dieses Geheimnis nicht verraten ...“

Fünf Minuten hatte er Zeit für das Foto. Doch die Zeit reichte, um ihn noch heute schwärmen zu hören: „Sie war von der ersten Minute an so lustig. Als die Queen im Thronsaal erschien, war es, als wäre eine Welle der personifizierten Macht über dich geschwappt!“ Obwohl sie ein Sujet ablehnte, erlaubte sie ihm damals, mehr Fotos zu machen.

Später wurde ihm vom Buckingham Palast mitgeteilt, dass sein Foto ein Lieblingsbild der Queen war, weil Majestät lächelnd abgebildet wurde. Für Rankin kein Zufallstreffer. „Ich sah sie mit einem Diener lachend einen Korridor entlanggehen. Diesen Sinn für Humor wollte ich einfangen.“

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