Das Gereifte liegt so Nahe

Das Kupferbergwerk und die Tradition, ältere Jahrgänge zu trinken. Eine Zeitreise an die Nahe und zum Gut Hermannsberg.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Aktueller Jahrgang? Beim Riesling Kupfergrube vom Gut Hermannsberg ist das 2015. Die Reserve vom Großen Gewächs (aufmerksame Leserinnen und Leser erinnern sich an diese Toplagen-Bezeichnung) kommt erst jetzt nach fünf Jahren Lagerzeit auf den Markt. Das Weingut war als einstige „Königlich-Preussische Weinbaudomäne Niederhausen-Schloßböckelheim“ früh ein Riesling-Epizentrum im deutschen Weinbau. Es sitzt auf einem Schatz von sieben Einzellagen, besonders bekannt ist die „Kupfergrube“. 2017 hat man begonnen die gesamte Ernte aus diesem 15-Hektar großen Weingarten im Bergkeller aufzuheben.

Das Gereifte liegt so Nahe

Riesling Kupfergruber. www.trinkreif.at importiert den Wein nach Öserreich

Das Lagerpotenzial auszureizen hat hier Tradition. Auf einer Preisliste aus dem Jahre 1963 finde ich einen „Schloßböckelheimer Kupfergrube“ aus 1958. Um 3,8 D-Mark. Und als der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, im Frühling 1954 die Pfalz besuchte, kredenzte man mehrere Kupferberg-Weine, unter anderem eine 20 Jahre alte Auslese. Entlang der Nahe, dem Nebenfluss des Rhein, ist der Boden recht unterschiedlich gestaltet.

Das Prospekt liest sich wie die Beschreibung der Mineralogisch-Petrografische Abteilung im Naturhistorischen Museum: vulkanisches Eruptivgestein, Tonschiefer überweht von Löss, Melaphyr, karges Lemberg-Porphyrit und Tuff. Schaut man noch weiter zurück, vor 1902, dann sieht man auf den Hängen statt des staatlichen Musterbetriebs nur schroffes Felsgelände. Und ein Kupferbergwerk.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

Kommentare