Auf der Hut

Auf der Hut
Klaus Eckel übers Durch.- und Weiterwurschteln in Österreich.

Es gibt sie also doch, die Fast-Food-Universitäten, bei denen man sich einen Magister-To-Go einpacken lassen kann. Da haben ein Professor und eine Studentin das Motto „Schau auf dich, schau auf mich“ sehr ernst genommen. Seit letzter Woche werden deswegen die Diplomarbeiten sämtlicher Regierungsmitglieder überprüft. Meine Gedanken sind bei den Ministern, die sich derzeit jede Nacht schweißgebadet im Bett wälzen. Vielleicht bleiben am Ende dieses Regierungsvergangenheitscheck nur noch Sebastian Kurz und Rudi Anschober übrig. Die beiden werden sich freuen, dass sie nie studiert haben. Doch kein Grund zur Häme. Wer im Leben noch nie geschummelt hat, der werfe den ersten Stein. Wenn man mir sämtliche Dokumente, die ich in der Grauzone der Redlichkeit absolviert habe, wegnimmt, bleibt vermutlich mein Impfpass über. Selbst bei meiner Freischwimmerprüfung habe ich mir heimlich zwei Luftpolster in die Badehose gesteckt. Ich schwimme wie die meisten Österreicher. Nicht besonders gut, aber irgendwie komme ich ans andere Ufer. Ich behaupte, dieser Zugang zum Können steckt in unserer DNA. In diesem Land beruhen etliche Bildungskarrieren auf der Strategie des „Durchwurschtelns“.

Der Staat hat diese lieb gewordene Tradition sogar übernommen und zum „Weiterwurschteln“ perfektioniert. Pensions-, Föderalismus- und Bildungsreform können ein Lied davon singen. Vielleicht sollte Österreich irgendwann bei der Unesco „das Wurschteln“ als Weltkulturerbe eintragen lassen. Wenn aufgrund der Klimaerwärmung sämtliche Skipisten den Bach runter gehen, brauchen wir dringend andere Dinge, die wir ausländischen Gästen zeigen können. Übrigens, in einem Fachmagazin habe ich gelesen, dass sich Bakterien und Viren Tarnkappen aufsetzen, um sich am Immunsystem vorbei zu schummeln. Man kann den Erregern vieles vorwerfen, aber integriert sind sie.

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