Auf den Löss gegangen

Diese Woche erreicht uns die Flaschenpost aus dem Wagram, mit einem auf Löss gereiften Roten Veltliner.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Wie der Wanderer über dem Nebelmeer steht, mit wehendem Mantel, vor sich die Weite ... Der frühromantische Caspar David Friedrich hat die Rückenfigur zum zentralen Thema der Landschaftsmalerei entwickelt. Dieses Bild kommt mir in den Sinn, als ich von der Anhöhe runterschaue.

Zu meinen Füßen: Das Wadenthal – eine Art Amphitheater aus Weingärten, Richtung Süden offen. Diese Lage hat der Winzer Stephan Mehofer an die Spitze seiner hauseigenen Herkunftspyramide gesetzt. Nach der Wagramer Klassik kommen die Ortsweine „Neudegg“ und die Riedenweine „Wadenthal“. Vom Winde verweht ist hier auch der Boden. Der Wagram entstand aus Meeresablagerungen und durch eiszeitliche Erosion. Das kalkhaltige Sedimentgestein Löss wurde in unterschiedliche Richtungen getragen und schichtet sich hier meterhoch.

Auf den Löss gegangen

Der Löss taugt aber auch für witzige Wortspiele.Familie Mehofer hat das zur Disziplin erhoben. Neuerdings laden sie zu Löss-es-dir-gut-gehen-Samstagen. Verkosten sollte man da unbedingt den Roten Veltliner im Jahrgangsvergleich.

Der im Fass aus der Manhartsberger Eiche ausgebaute 2017er stammt natürlich aus der Ried Wadenthal. Er zeigt – wie könnte es anders sein – eine Caspar David Friedrich würdige gefühlige Ausdrucksweise mit Ringlotte, Kamille, Biskotte und Vanillehauch und gibt im Abgang noch zart zedernholzigen Gerbstoffrahmen. Ich glaub, ich bin dem Roten Veltliner auf den Leim äh Löss gegangen.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

Kommentare