Bildschirmzeit

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Klaus Eckel über alte Programme, die im Fernsehen laufen und den Wunsch nach Detox-Kabarett.

Neulich zeigte der ORF am Hauptabend ein sieben Jahre altes Programm von mir. Und das zum neunten Mal. Ich vermute langsam, der ORF-Bildungsauftrag lautet, dass die Bevölkerung Eckel-Pointen auswendig lernen muss. Vielleicht steht irgendwann ein GIS-Beamter vor Ihrer Tür und fragt Sie: „Was sagt er nach Reißverschluss?“.

In dem Programm sitze ich über eine Stunde auf einem knarrenden Holzsessel und rede schneller als mein Schatten. Ich glaube, viel mehr kann eine Darbietung nicht aus der Zeit gefallen sein. Kaum Schnitte, kein Lichtwechsel, keine Casting-Jury, keine Wasserleiche. Der ORF hätte vor meinem Programm Dalli, Dalli und danach das Wetterpanorama vom 12.3.2012 ausstrahlen können. Am besten alles in Schwarz-Weiß. Das hätte sich von der Modernität gut eingefügt. Immerhin folgten erneut über 400.000 Zuschauer meiner Darbietung. Ich vermute, es ist wie bei einem Autounfall, man kann bei einem Realitätsverweigerer nicht weg schauen. Ich erwähne nämlich in diesem Programm den aktuellen Bundeskanzler Christian Kern. Vielleicht reite ich aber auch mit diesem reduzierten Auftritt gerade auf der aktuellen Detox-Welle. Verzichten ist das neue Anhäufen. Diesen Jänner gelten bei vielen Menschen die Regeln: kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Zucker, kein Ausatmen. Seit Jahren träume ich von einer Detox-Geburtstags-Party. Auf dieser darf niemand etwas mitbringen, sondern auf einem Tisch steht vor mir angesammeltes Klumpert und jeder Gast muss verpflichtend einen Gegenstand mitnehmen.

Ich hoffe, dass dadurch Dinge wie Raclette-Set, Kirschkernentferner und Bananen-Tupperware endlich ein anderes Zuhause unglücklich machen. Vielleicht ist auch die Zukunft der ORF-Unterhaltungsabteilung das Detox-Kabarett. Sie zeigen dann eine Stunde lang nur noch das Testbild und die Zuschauer bauen sich im Kopf ihre eigenen Witze.

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